Informationen zur Geschichte unseres Dorfes

Der Ursprung und somit die Gründung Lüttingens geht auf eine Schenkung des Kölner Erzbischofs Bruno, Bruder des Kaisers Otto des Großen, im Jahre 965 zurück. Er vermachte der Benediktiner-Abtei St. Pantaleon in Köln seinen Hof  "Lidron" = Lüttingen. Die Mönche ließen sich hier nieder, besiedelten das Gebiet und errichteten ein Heiligtum unter dem Patronat des heiligen Pantaleon. Aus einem kleinen Kloster erwuchs im Laufe der Jahrhunderte in mehreren Umbauschritten die heutige Pantaleon-Kirche. Um dieses Kirchenspiel herum siedelten sich ehemalige Bewohner des heutigen Ostfriesland, welche auf der Suche nach fruchtbaren Landstrichen die Rheinauen auswählten, an. Die jetzige Lüttinger Kirche, deren Turmhelm im zweiten Weltkrieg abgesprengt wurde, entstand um 1473, der Chorbau ist älter und wurde immer wieder auf früheren Fundamenten aufgebaut. Auf der Stirnwand des Hauptschiffes, die den Chorraum deutlich überragt, befindet sich ein Fresko mit den 14 Nothelfern, welches im Jahre 1922 von einem unbekannten Künstler angefertigt wurde. Als "entartete Kunst" von den Nationalsozialisten geächtet, wurde es Ende der 30er-Jahre überstrichen. Im Rahmen der umfassenden Kirchenrestaurierung in den 80er-Jahren legte der Xantener Malermeister Wilhelm Ziegler das Fresko wieder frei und ließ es in prächtigen Farben wiederauferstehen. Die heutige Barock-Orgel wurde im 19. Jahrhundert von der Pfarrgemeinde Keppeln bei Uedem erworben. Heute ist die ehemalige Pfarrei Teil der Pfarrgemeinde St. Viktor Xanten.

Die Rheinfischerei

Bei Stromkilometer 827, nördlich Lüttingen und östlich von Wardt, stand hinter dem Deichende in den Wiesen von Gut Grindt eine einsame Fischerhütte aus dem 19. Jahrhundert. Hier befand sich der alte Pärdendyck (Pferdedeich) aus jener Zeit, als die Schiffe noch von Pferdegespannen zu Berg getreidelt wurden. Diese alte Ziegelhütte sowie ihre Vorläufer (urkundlich wurde die Rheinfischerei in Lüttingen bereits im 13. Jahrhundert dokumentiert) erlebten die Blütezeit und den Niedergang der Fischerei und dienten den „12 Aposteln“ als Unterkunft, Speiseraum und Schlaflager. Danach verfiel sie, die Reste der Ruine wurden im Zuge der Auskiesung zur Schaffung einer Verladestelle für Schiffe Ende der 70er-Jahre des vorigen Jahrhunderts abgetragen. Im Jahre 1998 wurde die Fischerhütte anhand von Zeichnungen und Fotografien originalgetreu durch die „12 Apostel“ des HBV rekonstruiert. Am Rundwanderweg der „Xantener Südsee“ gelegen, beherbergt sie heute das liebevoll eingerichtete „Fischerhüttenmuseum“, welches auf Anfrage gerne besichtigt werden kann.

Der Lüttinger Knabe

Sechs Lachsfischer, nämlich Johann Furtz, Hermann Roesen, Peter Terhorst und Hannes van Holt aus Lüttingen sowie Heinrich Prast und Wilhelm Giesen aus Bislich entdeckten beim Fischzug im Jahre 1858 den sogenannten "Lüttinger Knaben", einen in Bronze gegossenen „Stummen Diener“  mit lockigem Haar von seltener Schönheit - vermutlich aus der Römerzeit, wahrscheinlich aber älter. Bei Niedrigwasser war es das Bestreben der Fischer, die die Netze zerstörenden Felsen am Flussufer zu vergraben, beim Ausheben eines Lochs im Rheinkies trat der bronzene Arm der Figur zutage. Die Lüttinger Fischer lösten die Figur mittels einiger Flaschen Schnaps aus und transportierten sie ans linke Rheinufer. Geschäftstüchtig, wie sie waren, stellten sie den Knaben gegen Eintrittspreis aus, bedeckten das  Geschlechtsteil mit  einem Lendenschurz und  forderten von jedem Besucher, der den Lendenschurz zu heben wünschte, zusätzlich zwanzig Pfennige. Ein örtlicher Gendarm verbot den Fischern den willkommenen Nebenverdienst. Der "Stumme Diener" wurde konfisziert und im Pergamon-Museum zu Berlin ausgestellt. In den Wirren der letzten Kriegstage wurde er im Mai 1945 nach Moskau verschleppt, gelangte anschließend jedoch wieder nach (Ost-) Deutschland. Heute ist der "Lüttinger Knabe" im  Bacchus-Saal des Neuen Museums zu Berlin ausgestellt. Ein Bronzeabguss vom Original befindet sich auf dem Lüttinger Dorfplatz, weitere Kopien bereichern das Rheinische Landesmuseum Bonn und das Römermuseum Xanten.

Lüttingen - Status Quo und Perspektiven

von Ludger Rodermond

UNSER DORF HAT ZUKUNFT

Präsentation des Fischerdorfes Lüttingen anlässlich des Landeswettbewerbs 2014/15

Herzlich Willkommen in Lüttingen! Der einladend gestaltete Hafen vor den Toren unseres Dorfes verdeutlicht die hohe Qualität des Freizeitwertes unmittelbar vor unserer Haustür. Dennoch ist es uns durch engagiertes Begleiten der Freizeitplanungen gelungen, daraus evtl. resultierende Einschränkungen für die Lebensqualität der Lüttinger vollständig vermeiden zu helfen.

Unmittelbar nach der Kneippanlage, vor vier Jahren mit Unterstützung von Xantener Handwerksunternehmen, der Hagelkreuzschule und vielen ehrenamtlichen Helfern unseres Dorfes erschaffen, begrüßt Sie linker Hand unser eigens geschaffenes und sehr individuell gestaltetes Dorfeingangsschild. Die Farben sowie der dynamisch springende Salm, Haupteinnahmequelle der früheren Fischerei, sind der Symbolik des Dorfwappens entlehnt. Das trapezförmige Dreieck deutet das Segel eins Aalschokkers an, die Wellen stehen für den Vater Rhein, der Lüttingen nach Osten hin begrenzt. Ein weiteres Schild befindet sich an der südlichen Zufahrt zum Dorf. Wechselschilder im unteren Bereich der Konstruktion ermöglichen eine gezielte Bewerbung unserer Feste und Veranstaltungen. Unterstützt werden diese Außenwerbungen seit 2012 durch eine große Banneraufnahme an der Zufahrtskreuzung mit der Bundesstraße 57.

Nach Verlegung der Bundesstraße um den Archäologischen Park Xanten herum wurde auch die Neugestaltung der Salmstraße in Angriff genommen. Diese für Lüttingen bedeutende Hauptzufahrtsstraße wurde ihrem Anforderungsprofil entsprechend sehr gefällig und unter Verwendung unterschiedlicher Pflasterungen dorftypisch gestaltet. Der Verkehrsfluss wird am Dorfeingang durch eine Verkehrsinsel sowie vor dem verschwenkten Kreuzungsbereich vor der Bäckereifiliale Dams mittels einer Ausbuchtung abgebremst. Radfahrer geraten dadurch zwangsläufig in das Blickfeld der Autofahrer und werden in jedem Falle gesehen, bevor der Radweg in den Kreuzungsbereich mündet. Dies kommt der Sicherheit der Radfahrer, insbesondere der Schüler der weiterführenden Schulen in Xanten, zugute. Im Zentralbereich der Kreuzung verjüngt sich die Straße auf eine Fahrspur, eingefasst von zwei großzügig bemessenen Gehwegen. Desweiteren zügelt eine Bodenwelle den Verkehr. Diese durchdachte Gestaltung setzt sich bis zur Pantaleonstraße fort. Die Salmstraße ist, auch außerhalb der Wohnbebauung, durchgängig beleuchtet. Seit Umsetzung dieser Maßnahmen wurden keine Unfälle mehr bekannt.

Wir passieren nun Scholten’s Festwiese. Bis zum Orkan „Kyrill“ wurde sie von großen, alten Schwarzpappeln flankiert, welche dem Unwetter buchstäblich zum Opfer fielen. Auf dieser zentral gelegenen Wiese hält die ortsansässige Schützenbruderschaft ihre alljährliche Festparade ab. Hunderte Besucher genießen die außergewöhnliche Choreographie inklusive des nur hier befehligten „Poggendrapp“ („Schweinsgalopp“), in der die Uniformierten im Laufschritt und im Takt der Blasmusik über das holprige Gelände rennen. Die dem Dorf sehr verbundene Familie Scholten, Besitzer des Pantaleonshofes, sichern eine langfristige Nutzung als Festwiese zu.   

Den Schützenplatz erreichend, begeben wir uns zunächst zur Deichdurchfahrt Richtung „Schloss Lüttingen“. Eine typisch niederrheinische Auenlandschaft erfreut unser Auge. Der Blick geht hinüber nach Bislich und erfasst Naturschutz- und Landschaftsschutzgebiete mit großen Flächen nach der RAMSAR-Konvention. Die in den 60er- und 70er-Jahren ausgekiesten Überschwemmungsflächen wurden erfolgreich renaturiert und dienen heute als Rückzugsraum für zahlreiche Wat- und Wasservögel. Schloss Lüttingen selbst, die korrekte Bezeichnung lautet indes „Scholtenhof“, wurde im Jahre 1909 in seiner heutigen Form fertiggestellt. Es beherbergt 12 Räume auf 487m² Wohnfläche. In den vergangenen Jahren erfolgte eine umfassende Kernsanierung. Urkundlich erwähnt ist der Hof bereits im Jahre 1003 als „Curtis Nederwick“ und ist somit unwesentlich jünger als das Dorf selbst. Lüttingen wurde im Jahre 965 durch die Schenkung des Hofes „Lidron“ durch Erzbischof Bruno von Köln an die Benediktiner-Abtei St. Pantaleon gegründet. Die Mönche besiedelten die fruchtbare (damalige) Insel und errichteten eine Kirche unter gleichem Patronat. Die heutige Kirche ist somit die nördlichste bekannte Pantaleon-Kirche überhaupt. Wahrscheinlich hatte sich die einflussreiche Kaiserin Theophanu, Schwägerin des Erzbischofs, für das Patronat des Ostheiligen eingesetzt.        

Im Jahre 1974 errichtete das Lüttinger Tambourcorps, volkstümlich „de Knöppeljonges“ genannt, in Eigenleistung diese Fatima-Kapelle zu Ehren Mariens. Aus Anlass des 100-jährigen Bestehens des Spielmannszuges wurde der Sakralbau durch diesen im vergangenen Jahr umfassend saniert. Die Katholische Frauengemeinschaft lädt im Mai jeden Jahres zu Marienandachten an diesem Ort ein. Um Blumenschmuck und Reinlichkeit kümmert sich die angrenzende Nachbarschaft.

Große Feste wollen gebührend gefeiert werden – an dieser Stelle ist dies ohne Frage möglich! Der Lüttinger Schützenplatz wurde mit viel Muskelhypothek seitens der Schützenbrüder umgestaltet und vor zwei Jahren den heutigen Platzanforderungen nochmals umfassend angepasst. Das optimierte Wegenetz garantiert für einen „sauberen Fuß“ bei Zutritt zu Festzelt, Schießstand und der eigens an das Feuerwehrgerätehaus angebauten Toilettenanlage. Fundamente für eine sichere Fallschirmaufstellung und dessen Haltekabel wurden eingebaut, eine großzügige und vor allem sichere Stromversorgung für das Betreiben von Zelt und Fahrgeschäften mit Hilfe des RWE-Förderprogrammes und natürlich Eigenleistung errichtet. Die Ausrichtung des Platzes verhindert weitestgehend eine akustische Belästigung der Nachbarn bei Festbetrieb und Windrichtungen aus West/Südwest und Ost. Daher wird diese Einrichtung gerne von unseren Vereinen genutzt: Auch das Kinderzeltlager, das Frühlingsfest des Tambourcorps und alle Kompaniefeste der Bruderschaft finden hier statt. Selbst der Malteser-Hilfsdienst und das Deutsche Rote Kreuz waren hier schon zu Gast. 

Nach Verabschiedung des Brandschutzbedarfsplans durch die Landesregierung vor ca. 10 Jahren musste auch die Xantener Wehr ihre Schlagkraft den neuen Anforderungen anpassen. Als erste Ortsteilwehr profitierte die Löschgruppe Lüttingen vom Investitionsschub. In einer vorbildlichen, bis daher nicht gekannten Kooperation mit den beteiligten Stellen und weiteren Ratgebern aus den Reihen verschiedener Berufsfeuerwehren wurde ein Konzept erstellt, das die Löschgruppe mit zeitgemäßem und den Örtlichkeiten angepassten Rüstzeug versah. Diese lobenswerte Zusammenarbeit hatte eine Leuchtturmwirkung auf die weitere erfolgreiche Umstrukturierung der Xantener Feuerwehr.

Aus dem Bewusstsein der Lüttinger beinahe verschwunden, weil fast zugewachsen, fristete der sogenannte „1000-Jahr-Stein“ ein kümmerliches Dasein. Dies nahm der Heimat- und Bürgerverein zum Anlass, sich des Denkmals anzunehmen und es sprichwörtlich wieder ins rechte Licht zu rücken. Schließlich erinnert der vom Steinmetz Prell geschaffene Stein nicht nur an ein historisches Ereignis, sondern vor Allem an eine Festwoche, in der das gesamte Dorf zusammenrückte und über seine eingeschätzte Leistungsfähigkeit hinaus ein Event auf die Beine stellte, das heute noch Seinesgleichen sucht. Ein gigantisches Festzelt füllte die halbe Festwiese bei Scholten aus. 10.000 Gäste aus Nah und Fern bewunderten den historischen Festumzug, authentisch bereichert durch das Tragen von historischen Gewändern und Kleidern. Fischerhütte, Peerendrögereij, Kirche, Schule und viele weitere Attraktionen wurde auf Treckergespannen nachgebaut. Zahlreiche Musikzüge sorgten für einen guten Klang. Die damalige Volksschule zeigte ein großes Spektrum ihrer Leistungsfähigkeit, insbesondere in künstlerischer Hinsicht. Sogar die Sendung „Hier und Heute“ berichtetet 1965 im Fernsehen hierüber. Zwei lange Jahre der Vorbereitung erforderten größtes Engagement der damals knapp 1000 Einwohner. Das schweißt zusammen – daher sollte das in Stein gemeißelte Symbol des Gemeinsinns wieder erstrahlen. Das Areal wurde gesäubert, der Stein um einige Meter nach Vorn versetzt, ein kurzer Weg mit Ruhebank angelegt und die Fläche maßvoll begrünt, um dem Denkmal nicht „die Show zu stehlen“. Ob diese Maßnahme die Dorfbewohner beim letztjährigen Tambourcorpsjubiläum beflügelte – zur Erinnerung: 100 Jahre musikalischen Engagements galt es zu feiern, ist uns nicht bekannt. Tatsache ist jedoch, dass ein ganzes Dorf hinter seinen Spielleuten stand und nicht nur das Fest mitgestaltete, sondern auch im Vorfeld an der Gestaltung des Umfeldes arbeitete: Sei es bei der Erstellung von insgesamt 6 straßenüberspannenden Festbögen, Schmuck der Zugstraßen für den Sternmarsch oder floralem Ausstaffieren des Festzeltes.

Vor Kurzen wurde der parkähnliche Ausschnitt mit einem traditionellen Nachen als zusätzlicher Blickfang ergänzt.

Eine erfolgreich durchgeführte Umnutzung von ehemals landwirtschaftlich genutzten Gebäuden verbucht die Familie van Wesel („Äwers Barth“) für sich. 8 neue Wohnungen entstanden in den früheren Stallungen des Bauernhofes, die aufgrund ihrer zentralen Lage – direkt an der Grundschule und am Pantaleon-Kindergarten – gerade von jungen Familien gerne angenommen wurden. Auch auf dem Traditionsbauerhof der Familie Bours („Kootenbuur“) ist dieses Konzept geglückt. Dort finden vor allem kleinere Haushalte angemessenen Wohnraum.

Unser ganzer Stolz, der „Lüttinger Knabe“, ziert das Rondell am Dorfplatz. Im Jahre 1858 von Lüttinger und Bislicher Rheinfischern bei Niedrigwasser entdeckt und aus dem Kiesbett ausgegraben, wurde er nach einer kurzen „inoffiziellen Zurschaustellung“ in einer Lüttinger Gaststätte konfisziert und nach Berlin überführt. Die Fischer indes erhielten einen nicht unerheblichen Finderlohn. Dieser kunsthistorisch äußerst wertvolle, so genannte „Stumme Diener“ aus römischer Zeit (nach neuesten Untersuchungen wahrscheinlich aber älter) diente als Garderobe und Tabletthalter bei vertraulichen Gesprächen – Dritte unerwünscht! Daraus resultiert letztendlich die wissenschaftliche Bezeichnung der Statue. Das Original befindet sich im Bacchus-Saal des Neuen Museums zu Berlin. Einen würdigen Original-Abguss aus Bronze konnten wir mit Hilfe der Sparkassen-Kulturstiftung im Jahre 2009 realisieren und damit ein Pendant aus Kunstharz-Beton-Gemisch ersetzen.    

Unsere konfessionell ausgerichtete, zweizügige Hagelkreuzschule ist größtes Element im zentral gelegenen Dreiklang Schule-Kirche-Kindergarten. Viele Eltern wählen bewusst diese traditionell ausgerichtete und sich an wichtigen gesellschaftlichen Werten orientierende Primarschule. Seit 2012 ist diese Einrichtung als Kneipp-Schule zertifiziert und vermittelt den Kindern diese gesundheitsbewusste Lebensform. Praktisch schlägt sich der „rote Faden“ nicht zuletzt bei den Schulmahlzeiten nieder (Obstfrühstück aus regional angebauten Früchten, hochwertiger Mittagstisch). 11 Lehrkräfte und 7 Erzieherinnen für die Nachmittagsbetreuung gewährleisten einen reibungslosen Schulbetrieb. Die Wissensvermittlung schlägt sich auch praktisch nieder. Die Anlage einer Kräuterspirale auf dem Schulhof und weiterer Wildkräuterbeete im rückwärtigen Bereich zeigt den Kindern auf, was „Mutter Natur“ an wertvollen und köstlichen Geschenken zu bieten hat. Den sportlichen Aspekt und die diesbezügliche Kooperation mit der Hagelkreuzschule wird der Vorsitzende des SSV Rheintreu, Herr Hans-Gerd-Wonning, an der Sportanlage erläutern. Die viel diskutierte Inklusion wird an der Hagelkreuzschule bereits lange gelebt und wurde mit Hilfe von Sondergenehmigungen praktisch umgesetzt. Bereits vor 10 Jahren wurde einem körperlich schwerst gehandicapten Kind der Besuch dieser Schule ermöglicht. Zudem erarbeitet die Schule jährlich ein Theaterprojekt, in welchem Bewohner der Lebenshilfe-Einrichtung (Wohngruppe Lüttingen) gemeinsam mit den Schülern der Hagelkreuzschule eine Aufführung im Forum der Grundschule inszenieren. Hierzu sind zwei Termine notwendig, um der Nachfrage Herr zu werden. Die Schüler lernen bereits in jungen Jahren, wie bereichernd und lebensbejahend die Zusammenarbeit mit behinderten Menschen sein kann.   

Der Dorfplatz mit seinem vom Künstler Hans-Joachim Gramsch geschaffenen Apostelstein (er zeigt die Arbeit der Lüttinger Fischer, auch „12 Apostel“ genannt) ist zwar nicht der geographische, jedoch historische Mittelpunkt unseres Dorfes. Er dient als Rast- und Ruheplatz für Spaziergänger und Radfahrer, nicht zuletzt auch den Fernradlern der Euro-Velo-Route 15 („Rhein-Radweg“), welcher den Dorfplatz seit nunmehr einem Jahr passiert. Die geänderte Routenführung wurde durch den Heimat- und Bürgerverein (HBV) beantragt. Wetterschutz bietet der in Eigenleistung von HBV und Tambourcorps errichtete Holzpavillon. Zudem finden kleinere Dorfveranstaltungen, wie z.B. der „Adventszauber“ am 3. Adventssonntag hier statt. Chorgemeinschaft und HBV bieten den Lüttingern die Möglichkeit, sich zum Ende des Jahres in entspannter Atmosphäre bei weihnachtlichen (Mitsing-) Liedern, Geschichten und Glühwein zum „Proote on Vertälle“ zu treffen. An dieser Stelle ist eine Informationstafel zur Geschichte unseres Dorfes projektiert. Sie wird im kommenden Jahr durch den HBV ebenfalls in Eigenleistung erstellt werden.   

Die altehrwürdige Pantaleon-Kirche aus dem Jahre 1486 befindet sich exakt an der Stelle, an welcher die Keimzelle Lüttingens im 10. Jahrhundert entstand. Der Chorraum ist deutlich älter, weitere Fundamente aus den Jahrhunderten davor wurden in den 80er-Jahren im Rahmen einer umfangreichen Sanierung freigelegt. Sie konnten jedoch keinem exakten Zeitraum zugeordnet werden. Vier Glocken ergeben ein prächtiges Geläut. Der Spitzhelm wurde durch einen Artillerie-Volltreffer im Rahmen des Rheinübergangs der Alliierten im Jahre  1945 („Market Garden“) zerstört – er kippte regelrecht vom Turm. Eine Neukonstruktion erwies sich aufgrund der heutigen Bauvorschriften als zu teuer.   

Hinter der Pfarrkirche befindet sich der Lüttinger Friedhof. Eingefasst von einer Hecke und flankiert von einem der historischen „Pättkeswege“ bildet er ein grünes Kleinod inmitten des Dorfes. Die Gräber werden durchweg sorgfältig gepflegt, die von den „12 Aposteln“ des HBV angelegte Allee aus Säulenhainbuchen auf dem Weg zum Hochkreuz bildet eine schöne Sichtachse. Ein ehrenamtlicher, überwiegend aus „Ruheständlern“ sich rekrutierender Arbeitskreis hält die Wege und Grünanlagen „in Schuss“. Ein wertvolles Ritual des Bestattungswesens hat sich bis heute in Lüttingen erhalten können: Die Nachbarn des Verstorbenen heben das Grab aus und stellen die Sargträger. Wer diese Tätigkeit selbst ausgeführt hat, kann ermessen, welch wertvolle Impulse im Umgang mit Leben und Tod von dieser Handlung ausgehen und wie eine starke Gemeinschaft auch in Grenzsituationen funktioniert.

Unser Pantaleon-Kindergarten befindet sich in kirchlicher Trägerschaft und ist im ersten ehemaligen Schulgebäude des Dorfes untergebracht. Die zweizügig geführte Einrichtung verfügt seit dem letzten Jahr über eine Ganztagesbetreuung mit zunächst 10 Plätzen. Hierzu wurde das benachbarte Pfarrzentrum umgebaut und den Bedürfnissen angepasst. Zukünftig wird der Kindergarten, in enger Kooperation mit der Hagelkreuzschule, ebenfalls das Kneipp-Konzept umsetzen und eine Zertifizierung anstreben – ein wertvolles Fundament für die weitere Vertiefung des Kneipp-Gedankens in der sich anschließenden Grundschulzeit. Alle Fußwege zwischen Kindergarten, Pfarrzentrum, Sporthalle, Schule und Kirche können völlig frei von Straßenverkehr zurückgelegt werden. Das Maximum an Verkehrssicherheit ist erreicht. Der Leiterin stehen vier qualifizierte Erzieherinnen zur Verfügung. Eine weitere Kinderbetreuungseinrichtung mit Ganztagesbetreuung befindet sich im Neubaugebiet „Dombogen“, Träger ist hier die Arbeiterwohlfahrt. 

Unser beschauliches Ensemble von Kirche, ehemaligem Pfarrhaus (heute in Privatbesitz) und Kindergarten steht als Ganzes unter Denkmalschutz. Daher war auch ein in den 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts eruierter Anbau an die Pfarrkirche schlussendlich nicht umsetzbar.

Das zweckmäßig gestaltete Pfarrzentrum, in den Jahren 1973/74 erbaut, sollte die Kapazitätsengpässe der kleinen Pfarrkirche lösen helfen. Ausgelegt für maximal 360 Kirchenbesucher stellte sie sicher, dass auch an den kirchlichen Feiertagen genügend Sitzplätze den Gläubigen zur Verfügung gestellt werden konnten. Besonders zu Weihnachten und Ostern ist dies auch heute noch vonnöten. Vielmehr dient der multifunktionale Bau in der heutigen Zeit der Unterbringung der Nachmittagsbetreuung des benachbarten Kindergartens und etlicher kirchlicher wie auch weltlicher Gruppen (z.B. Tanzmäuse, Chorgemeinschaft, Bläserkreis und kfd). Für die Durchführung größerer Veranstaltungen besteht die Möglichkeit, den Sakralraum zu entwidmen und den Altarbereich mittels eines Vorhanges abzutrennen. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass die Lüttinger Gemeinde seit Mitte der 60er-Jahre aus rein privaten Mitteln ein Spendenaufkommen aufbrachte, das mehr als 50% der Baukosten deckte.  

Wir erreichen nun die Sportanlagen des Spiel- und Sportvereins „Rheintreu“ Lüttingen. Dort erläutert der Vorsitzende Herr Hans-Gerd Wonning die Struktur des Vereins, seine übergeordnete Jugendarbeit und den engagierten Ausbau des „Stadions“ mit seinen Kunstrasenplätzen, Sanitär-, Umkleide- und Aufenthaltsräumen.

Eine weitere erfolgreiche Umnutzung von ehemaligen Stallungen und einer Scheune des ehemaligen Milchviehbetriebes glückte der Familie Schmidthüsen. Aufgrund fehlender, vor Witterung geschützter Stellflächen vor dem eigenen Haus haben Wohnmobil-Besitzer nun die Möglichkeit, entsprechenden Unterschlupf für ihr Gefährt auf dem vor uns liegenden Hof gegen Entgelt zu erhalten. Die Nachfrage ist groß! 

Auf dem Weg zum Lüttinger Südseeufer passieren wir die Fischerstraße, den wohl traditionsreichsten Straßenzug Lüttingens. Gleichwohl begegnen wir hier den innovativsten Energiekonzepten des Dorfes. Bereits vier Häuser werden mittels Erdwärme und somit regenerativ beheizt. Die meisten Neubauten an dieser Straße wurden dem Gesamterscheinungsbild angepasst, andere Bauprojekte fügen sich hinsichtlich der Auswahl von Baumaterial und Farbgestaltung harmonisch ein.

Im Dorf selbst versorgen sich die Bewohner über einen Obst- und Gemüsedirektvermarkter am Mölleweg, dem noch recht neuen EDEKA-Markt am Neubaugebiet „Dombogen“ mit angegliederter Bäckerei sowie einer Bäckerei- und Konditoreifiliale im nördlichen Teil Lüttingens. Zwei auswärtige Hofmetzgereien versorgen mit ihrem wöchentlichen Lieferservice ihre Kunden mit wertigen Produkten aus integrierter Erzeugung (Fleisch, Eier, Gemüse und Salat). An der südlichen Peripherie zu Xanten befindet sich seit 2012 das „Ärztehaus“. Es beherbergt je eine internistische und allgemeinmedizinische Gemeinschaftspraxis, eine Frauenarztpraxis, eine Praxis für Physiotherapie, ein Sanitätsgeschäft und eine gut sortierte Apotheke. In der kürzlich eröffneten, benachbarten Varusgalerie ergänzen ein Friseur, ein orthopädischer Schuster, ein Versicherungsbüro sowie eine Eisdiele das Angebot nahe des EDEKA-Marktes. Eine gut besuchte Gaststätte und auch die Pizzeria „San Marino“ erfreuen sich im Dorfzentrum großer Beliebtheit. Pizzabäcker „Toni“, indischer Landsmann, ist im Dorf voll integriert. Ein großes Möbelgeschäft mit angegliederter Werkstatt, zwei Töpfereien mit künstlerischer Ausrichtung und die Kinder-Kunstschule der Landwirtsgattin Simone van Gelder-Tosses setzen das „i-Tüpfelchen“ aufs dörfliche Angebot.

170 Arbeitsplätze im Dorf stellen nicht nur die genannten Betriebe, sondern darüber hinaus noch ein Spezialverlag, eine Tierarztpraxis, ein Caterer, ein Fitnessstudio und drei landwirtschaftliche Vollerwerbsbetriebe.

Da eine Expansion des Milchviehbetriebes der Familie van Gelder-Tosses im Dorfzentrum nicht zu realisieren war, errichtete der Landwirt an dieser Stelle, außerhalb der Bebauung, eine moderne Scheune und installierte auf ihrem Dach eine hocheffiziente Photovoltaikanlage. Farblich wurde das Gebäude der Umgebung angepasst. Im rückwärtigen Bereich erfolgt ein Probeanbau zur Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen mit Miskanthus. Der auch als Riesen-Chinaschilf bekannte schnellwüchsige Hybrid bietet wegen seines hohen Brennwertes und seiner günstigen Kohlendioxidbilanz günstige Voraussetzungen zur Verwendung als nachwachsender Lieferant von Biomasse, Brennstoff, Baustoff oder Einstreu in der Tierhaltung.

Die Bewohner des Dorfes sind sich ihrer Geschichte bewusst und machen dies in der Auseinandersetzung mit der Dorfhistorie besonders deutlich. Äußere Zeichen sind der besuchte 1000-Jahr-Stein, die professionelle Aufarbeitung und Digitalisierung des Filmes zur 1000-Jahr-Feier durch den Hobbyfilmer Wolfgang Wilhelmi, die Rekonstruktion der Fischerhütte, welche wir im Anschluss besuchen und die Gedenktafel zum Flugzeugabsturz, welche wir nun erreichen. Die geplante Errichtung einer Info-Tafel zu Lüttingen am Dorfplatz wurde bereits erwähnt. Zudem projektiert der HBV nach Sanierung des Rheindeiches eine weitere Gedenkstätte zu Ehren der 13 Hochwasseropfer des Jahres 1855 am Deichübergang zur „Rheinfähre“.

Am 5. Oktober 1971, kurz vor 11:00 Uhr, flogen zwei zuvor auf dem Fliegerhorst Laarbruch gestartete „Canberra“ -Düsenbomber der 16th Squadron im Tiefflug von Xanten aus kommend Richtung Rhein. Kurz vor Lüttingen erlitt die Maschine mit der Registration „WT366“ einen Strömungsabriss und verlor plötzlich an Höhe. Der Pilot entschied, durch Hochziehen der Maschine einen Absturz inmitten des Dorfes zu verhindern, anstatt sich und den Navigator durch Betätigung des Schleudersitzes zu retten. Durch dieses  Manöver stieg die Maschine steil in die Höhe und stürzte  unweigerlich ab. Sie schlug am heutigen Willibrordweg, nur 150 Meter hinter den letzten Häusern Lüttingens, auf. Durch sein besonnenes Handeln bewahrte Keith Roland Holmes unser Dorf vor großem Leid. Hätte er anders entschieden, wären wahrscheinlich viele Häuser, u.a. Schule, Kindergarten und Pfarrkirche, getroffen worden. Unmittelbar vor dem Absturz donnerte die Maschine nur knapp über die Dächer Lüttingens hinweg. Auf Initiative des Vorstandsmitglieds Ludger Rodermond ehrte der HBV Lüttingen am 8. Oktober 2011 anlässlich des 40. Jahrestages die Besatzung mit einer Gedenktafel am See nahe der Unglücksstelle. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung und der Royal Air Force, welche sogar mit einer Delegation der 16. Staffel eingetroffen war, wurde die Gedenkstätte eingeweiht. Die „Aktuelle Stunde“ des WDR berichtete hierüber. Am darauffolgenden "Memorial Day" stattete eine Delegation den Gräbern der beiden Opfer auf dem Militärfriedhof in Mönchengladbach-Rheindahlen einen Besuch ab und legte zwei Kränze nieder. Trotz der Bemühungen offizieller Stellen konnten leider keine Angehörigen ausfindig gemacht werden, um sie zur Gedenkfeier einzuladen. Im vergangenen Jahr wendet sich überraschend die Schwester des Piloten, Wendy Holmes, hilfesuchend an den Vorsitzenden des HBV. Dank der Vernetzung verschiedener Internetforen wurde sie zu unserer Homepage weitergeleitet und nahm Mitte Oktober 2013 Kontakt zu uns auf. Ein lebhafter und emotional anrührender Briefwechsel mit dem Initiator Ludger Rodermond schloss sich an. Die Tragik des Unglücks ist aus Sicht der Familie kaum in Worte zu fassen, wurden Ursache und Hergang seitens der Royal Air Force doch stets geheim gehalten. Die übermittelten Informationen des HBV, welche die heldenhafte Tat des eigenen Bruders eindeutig belegen, wurden von Wendy Holmes mit großem Dank entgegengenommen. "So hat das Schreckliche doch noch einen Sinn bekommen", schrieb sie und ihre feste Absicht, die Absturzstelle und das Grab ihres Bruders im kommenden Jahr zu besuchen, wird der Heimat- und Bürgerverein nachhaltig unterstützen.

Malerisch fügt sich die rekonstruierte Fischerhütte in die parkähnliche Landschaft am Südseeufer ein. Vorgelagert erkennen Sie die Festwiese, auf welcher – und dem angrenzenden Weg – das alljährliche Fischerhüttenfest abgehalten wird, welches in diesem Jahr bereits zum 16. Mal stattfand. Die Wiese wird im Halbrund von 13 Kopfweiden flankiert, jede Einzelne steht stellvertretend für eine der politischen Gemeinden des Kreises Wesel. Diese Symbolik wirkt im doppelten Sinne, ist die Kopfweide doch alleiniges Motiv im offiziellen Wappen unseres Landkreises. Der heutige Apostel-Arbeitskreis pflanzte nicht nur diese Bäume, sondern begann auf dem dahinter liegenden Wiesenbereich mit der Bestückung von heimischen Obstbäumen. Jeder dieser Bäume (z.Z. 4 Exemplare) erinnert an einen verstorbenen Kameraden aus den Reihen der heutigen „12 Apostel“ und hält die Erinnerung an einen guten Freund wach.

Das Fischerhüttenfest erfreut sich stets zunehmender Beliebtheit. Ca. 3.000 Besucher strömen alljährlich von Nah und Fern zu einem Fest, das in dieser Form ein Alleinstellungsmerkmal genießt. Der Tradition verpflichtet, bietet der HBV außer Fischspezialitäten keine weiteren Speisen an. Abgerundet wird dieser kulinarische Event von einem Weinstand und einem Getränkepavillon. Maritime Klänge des befreundeten Shanty-Chors aus Vynen und Auftritte der „Tanzmäuse“ untermalen das Geschehen. Zahlreiche Stammgäste aus Düsseldorf, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Kleve und dem Kreisgebiet genießen mittlerweile alljährlich unser Fischerhüttenfest, das an Authentizität und Atmosphäre kaum zu überbieten ist. Es fällt schwer, am Abend die letzten Gäste nach Hause schicken zu müssen. Das Gelände ist mit einem identischen Fallschirm-Fundamentsystem analog zum Schützenplatz ausgestattet. Das Tambourcorps stellt den Fallschirm, der HBV hält Mast, Sicherungspfosten und -kabel für beide Örtlichkeiten bereit. Ohne die Mithilfe des Angelsportvereins „Neunauge“, welcher ca. 600 Forellen vor Ort räuchert und etlichen Helfern aus den Reihen des Sportvereins wäre das Fest nicht zu stemmen. Über 60 Helfer sorgen für eine beinahe professionelle Abwicklung von 7:00 bis 21:00 Uhr. Erstmals wurde das Gelände in diesem Jahr für einen „Open-Air-Gottesdienst“ der Propsteigemeinde St. Viktor Xanten anderweitig erfolgreich genutzt. Ein langfristiger Pachtvertrag mit der Freizeitzentrum GmbH Xanten sichert den Standort nicht nur für zukünftige Veranstaltungen, sondern bereichert das Freizeitgelände auch in ihrem Sinne.

Herr Klaus Kaja, Vorsitzender des Heimat- und Bürgervereins Lüttingen, lädt Sie in die Fischerhütte ein, erläutert die Idee der Rekonstruktion, ihrer Verwirklichung und informiert Sie über die Tradition der Lüttinger Rheinfischerei.

Wie Sie bereits anhand der Erläuterung zur Gestellung und Einsatz des Fallschirms als Regenschutz am Schützenplatz und an der Fischerhütte bemerkt haben, arbeiten die Lüttinger Vereine Hand in Hand. Zu Beginn dieses Jahres startete eine von Herrn Georg Schulz ausgehende Initiative zur Vereinszusammenführung, um die vorhandenen Kooperationen zu pflegen und auszubauen. Gemeinsam erstellten die Vereine eine umfangreiche Broschüre, um vor allem Neubürgern eine wertvolle Orientierung an die Hand zu geben, Interesse für ehrenamtliches Engagement zu wecken und die Integration innerhalb der gewachsenen Strukturen zu erleichtern. Gerne überreichen wir Ihnen einige Exemplare unseres gemeinsamen Auftritts. Eine der Verteilung der Broschüre nachgesteuerte Mitgliederwerbung in Form von Hausbesuchen im Neubaugebiet „Dombogen“ schleuste übrigens 14 neue Schützen in unsere Bruderschaft. Selbstverständlich sind wir auch im „World-Wide-Web“ vertreten. Unter www.luettingen.de erhalten Sie aktuelle Informationen rund ums Dorf, seinen Besonderheiten, Veranstaltungen, Vereinen und öffentlichen Einrichtungen nebst Verlinkung. Daneben kann ein jeder Lüttinger Verein auf das Equipment aller übrigen Vereine zurückgreifen, um seine Veranstaltungen entsprechend auszustaffieren. Finanzielle Ressourcen werden somit geschont und können sinnvolleren Zwecken zugeführt werden. Abgesehen von der Erhaltung des vereinseigenen Rüstzeugs fließen alle Gewinne aus Veranstaltungen ausschließlich in die Jugendarbeit des Dorfes. Die finanzielle Zuteilung geschieht, je nach Bedarf, wiederum vereinsübergreifend. Befindlichkeiten spielen keine Rolle, die Notwendigkeit entscheidet über die Zuwendung. Bedingt durch den Umfang einiger Feste im Dorf ist der jeweilige Ausrichter nicht immer in der Lage, das notwendige Personal hierfür in Gänze selbst zu stellen. Die Unterstützung aus den Reihen der befreundeten Vereine ist jedoch eine seit Jahren gelebte Selbstverständlichkeit, wie beim Fischerhüttenfest vorhin beispielhaft erläutert. Über den vereinsübergreifenden Gedanken hinaus treffen sich in jedem Frühjahr ca. 60 Lüttinger aller Altersgruppen, um in einer mittlerweile altbewährt organisierten Dorfreinigungsaktion achtlos weggeworfenen Unrat einzusammeln. Der sich anschließende Dankeschön-Imbiss gehört - neben dem öffentlichen Osterfeuer der Schützenbruderschaft - zu den ersten kommunikativen Events im Jahreslauf. 

Trotz der Nähe zur zugkräftigen Stadt bieten wir den Kindern und Jugendlichen ein angemessenes Angebot. Die Jugendabteilung des hiesigen Sportvereins ist die mit Abstand größte im Stadtgebiet. Ein gesondert durchgeführtes Kinderschützenfest läutet die Schützenfestwoche ein, am darauf folgenden Freitag kommen die Jugendlichen bei der Zeltdisco auf ihre Kosten. Dennoch sind bei beiden Veranstaltungen alle Generationen mit Herzblut dabei. Das alljährliche, 4-tägige Kinder- und Jugendzeltlager auf dem Schützenplatz genießt bereits Kultstatus und ist bei Buchungsfreigabe binnen einer Stunde „voll“. Eine einwöchige Jugendfreizeit in den Herbstferien, ausgehend von einer Privatinitiative und heute Bestandteil der Jugendarbeit des HBV, hat sich ebenso etabliert. Ebenfalls dem HBV zugehörig sind die quicklebendigen Mädchen der „Lüttinger Tanzmäuse“. Mit ihren phantasievollen Gardetanzeinlagen räumten sie bereits so manchen Preis ab. Beim mittlerweile legendären Lüttinger Kinderkarnevalszug „verkehrt“ am Fastnachtdienstag fliegen die süßen Wurfgeschosse von den Straßenrändern, sprich: Nachbarn, zu den Kindern und nicht umgekehrt. Gegen Ende des Jahres ist der Lüttinger St.-Martins-Zug der zweitgrößte im Stadtgebiet und zieht mit 4 Musikkapellen durchs Dorf. 24 ehrenamtliche „Martinssammler“ sorgen für attraktiv bestückte Martinstüten für alle Kinder bis zum 12. und alle Senioren ab dem 75. Lebensjahr. Drei Spielplätze stehen den Kindern in Lüttingen zur Verfügung: Der großzügig bemessene Spielplatz an der Schule ist dorftypisch, u.a. mit alten Obstbäumen, begrünt. „An der Nettkull“ errichtete vor knapp 50 Jahren eine Elterninitiative einen öffentlichen Spielplatz. Mittlerweile kümmert sich die nächste Generation liebevoll um die zeitgemäße Ausstattung und erneuerte alle Geräte vor 2 Jahren. Das neueste Pendant befindet sich im Neubaugebiet „Dombogen“. Auf ihrer Weiterfahrt nach Birten dürfen sie diesen bei Kindern und Eltern gleichermaßen beliebten, nach neuesten ergonomischen und gestalterischen Erkenntnissen errichteten Spielplatz bestaunen.

Wir passieren die größte erhaltene Streuobstwiese des Dorfes. Familie Scholten, Inhaber des „Endschenhofes“, pflegt diese und trägt Sorge für ihren langfristigen Erhalt. Mehrere Steinkauzpaare  siedelten sich an, seit etlichen Jahren brütet ein Schleiereulenpaar im Giebel des Gehöfts. Ökologische Nischen dieser Art finden sich an zahlreichen Orten im Dorf, nicht zuletzt durch die Anlage der Seewegbegrünung mit Heimatgehölzen, der „grünen Oase“ rund um die Pantaleon-Kirche sowie zahlreicher Gärten mit kleinem Feuchtbiotopen. Darüber hinaus pflegen die „12 Apostel“ des HBV in Zusammenarbeit mit der NABU-Ortsgruppe Xanten fast 60 Nistkästen im Dorf und beteiligen sich an einem kompletten Samstag im Februar am Kopfweidenrückschnitt des Naturschutzbundes an bedarfsorientierten Standorten.    

Am Beginn der Fischerstraße erreichen wir den letzten landwirtschaftlichen Betrieb mit Viehbestand. Familie van Gelder-Tosses bewirtschaftet den Hof mit großem Erfolg. Teils selbst gezüchtete Hochleistungskühe erzielen höchste Milcherträge – dies auf höchstem Qualitätsniveau. Durch den Einsatz innovativer Technologien und moderner Stallhaltung halten sich die Emissionen in der Nachbarschaft in Grenzen. Der auf dem Innenhof in Kälberboxen gehaltene vierbeinige Nachwuchs entzückt nicht nur die Kinder.

Wir erreichen nun wieder die Salmstraße und blicken auf die Bushaltestelle an der Dr.-Cornelius-Scholten-Straße. Im öffentlichen Nahverkehr ist Lüttingen über die Stadtbuslinie SL40 im Stundentakt angebunden. Der komfortable und somit barrierefreie zu nutzende Niederflurbus verbindet das Dorf mit der Innenstadt, dem Bahnhof (Umstieg zum Zug der NordWestBahn ebenfalls barrierefrei) und dem Gewerbegebiet mit vielfältigen Einkaufsmöglichkeiten. Nach 20.00 Uhr, am Samstagnachmittag und -abend sowie am Sonntag verkehrt der Bus auf Anforderung (TaxiBus). An insgesamt 7 Haltestellen im Dorf besteht die Möglichkeit des Zustiegs, davon sind zur Zeit 3 mit ansprechenden, beleuchteten Wartehäuschen ausgestattet.

Ein letztes Mal widmen wir uns der Umwidmung eines Gebäudes: In den Räumen der ehemaligen Sparkassen-Filiale investierte die Neuapostolische Kirche und baute diese zu einem repräsentativen Sakralraum um. Engagierte Gläubige sorgen wöchentlich für ein volles Haus. Die Banken indes haben sich nach Xanten zurückgezogen – ein Tribut an die Nähe zur Innenstadt. Diese lässt sich von Lüttingen aus innerhalb von durchschnittlich 20 Minuten fußläufig oder mit dem Stadtbus erreichen.

Somit verfügt Lüttingen über einen unschlagbaren Standortvorteil: Abgeschieden von Durchgangsverkehr, Tourismus und Stadt genießen die Bewohner die Ruhe des Dorfes, profitieren dennoch von der direkten Nähe der Versorgungs- und Unterhaltungseinrichtungen Xantens, die binnen kürzester Zeit zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem Bus bzw. Auto erreichbar sind. Das Dorf stielt sich jedoch nicht aus der Verantwortung: Insgesamt 11 Gastfamilien halten 46 Betten in Gästezimmern bzw. Ferienwohnungen vor und lassen die Touristen an ihrem Standortvorteil partizipieren. Die direkten Verbindungswege zur Stadt sind allesamt sicher, da durchgehend und durchgängig beleuchtet und mit einem kombinierten Fuß-/Radweg ausgestattet. Bedingt durch die Nähe zur Stadt steht ein umfangreiches Infrastrukturnetz zur Verfügung. Die Bewohner werden flächendeckend mit Trinkwasser, Strom, Gas und Telekommunikationszugängen mit einer Leistung von mindestens 8 Mbit/s versorgt. Bis auf eine letzte Stichstraße sind alle Straßenzüge mit einem Mischwasserkanal versehen.        

Die Anlage eines neuen Gewässers als Erholungszone vorrangig für die Bewohner des „Dombogens“ wurde im „Lüttinger Feld“ mittlerweile in Angriff genommen. Nach Auskiesung der Fläche (wobei die Gewässertiefe nicht der eines üblichen Baggersees entspricht, sondern bei 7 bis 8 Metern endet) wird die Umwandlung in ein Gewässerbiotop erfolgen. Der Rundwanderweg ohne Zugang zum geschaffenen See mit entsprechenden Ruhebänken ist in Planung. Eine Verbindung zum gegenüberliegendem Südsee erfolgt nicht. Somit erhält das Baugebiet „Dombogen“ eine nochmalige Aufwertung. Begrenzt von einer Flachwasserzone im Süden und dem künftigen Erholungssee im Norden entsteht abschnittsweise eine dorfähnlich strukturierte Bebauung mit hohem Wohnwert. Großzügig bemessene Grundstücke, begleitet von harmonisch gewundenen Straßenzügen mit üppiger Begrünung erzeugen von Anfang an einen „Wohlfühl-Charakter“, der viele Bauherren anspricht. Entsprechend ist die Nachfrage sehr hoch, die Bauabschnitte schließen sich, kurzum: Ein gelungenes Konzept geht auf!  

Lüttingen ist lebenswert – die Bewohner meinen auch: liebenswert – und so fügen sich viele strukturell wichtige Mosaiksteinchen zu einer Art „Gesamtkunstwerk“ zusammen, dass sich „Funktionierendes Dorf“ nennt und in der heutigen Zeit leider nicht mehr selbstverständlich zu sein scheint. Ich hoffe, wir konnten Sie davon überzeugen, dass Lüttingen gut funktioniert, somit einer erfreulichen Zukunft und Weiterentwicklung entgegensteuert und wir es als selbstverständlich ansehen, die damit verbundenen Aufgaben gerne anzunehmen.